Bei einer Sonderauswertung des ZiviZ Survey 2017, Deutschlands umfassendster Erhebung zivilgesellschaftlicher Gruppen, kam heraus, dass im Zeitraum von 2006 bis 2016 mehr als 15.500 Vereine in ländlichen Gegenden Deutschlands aufgegeben wurden. Dies entspricht etwa einem von neun Vereinen. Insbesondere in kleineren Ortschaften und Gemeinden ist es zunehmend schwieriger, freiwillige Helfer zu finden und dauerhaft zu engagieren. Die Digitalisierung wird jedoch als möglicher Weg gesehen, diese Herausforderungen zu bewältigen.
Der demografische Wandel macht es Vereinen in ländlichen Gegenden, was durch eine alternde Bevölkerung und Abwanderung verstärkt wird. Zudem verliert das Ehrenamt, insbesondere bei jüngeren Menschen, an Anziehungskraft. Laut Holger Krimmer, Geschäftsführer von ZiviZ im Stifterverband, haben nahezu 22 Prozent der Vereine in ländlichen Gebieten einen signifikanten Rückgang an Freiwilligen zu verzeichnen, verglichen mit 14 Prozent in städtischen Gebieten. Besonders betroffen sind Regionen wie Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt, während Baden-Württemberg besser abschneidet.
Diese Entwicklung bedroht den sozialen Zusammenhalt in ländlich geprägten Landkreisen. „Die Daseinsvorsorge kann von Kommunen und Staat nicht überall auf dem gleichen Niveau wie in Städten gewährleistet werden, und das bürgerschaftliche Engagement ist unerlässlich“, erläutert Krimmer. Es besteht die Gefahr, dass immer mehr Menschen von der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen werden.
Der Einsatz digitaler Technologien könnte eine Lösung für das Problem bieten. Beispielsweise können Technik und Software wie Cloud-Lösungen und Videokonferenzen den Aufwand für die Vereinsarbeit minimieren. Über Werbung im Internet könnte man neue Helfer oder Mitglieder gewinnen.
In der Studie ging es auch um praktische Beispiele für den Einsatz digitaler Methoden im Ehrenamt. So hat die Tafel Ginsheim-Gustavsburg e.V. in Hessen eine Online-Plattform für Spenden eingerichtet und der Landessportbund Niedersachsen e.V. hat eine „Digitale Geschäftsstelle“ geschaffen. Beide Organisationen konnten dadurch einfachere Strukturen schaffen.
Der aktuelle Stand in 2024
Bis ins Jahr 2024 bleibt das Thema des Vereinssterbens in ländlichen Regionen Deutschlands relevant, jedoch zeigen aktuelle Entwicklungen und Initiativen, dass durch die ansteigende Verwendung digitaler Technik gute Veränderungen stattfinden können.
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Inzwischen haben einige Vereine neue Strukturen geschaffen. So hat z. B. die Tafel Ginsheim-Gustavsburg e.V. in Hessen ihre Strukturen für Geflüchtete geöffnet, die wichtige digitale Kompetenzen einbrachten. Dies führte zur Entwicklung einer Online-Plattform für Spenden, die den Aufwand der Verwaltung reduziert und die Effizienz verbessert. Die Tafel nutzt die Digitalisierung umfassend, um bürokratische Hürden abzubauen und den Fokus auf die Betreuung der Menschen zu legen.
Das war aber nicht der einzige Verein, der sich weiter digitalisierte. Der LandesSportBund Niedersachsen e.V. hat ebenfalls digitale Lösungen eingeführt, um den hohen Verwaltungsaufwand in Sportvereinen zu verringern. Das Projekt „Digitale Geschäftsstelle“ zielt darauf ab, Verwaltungsprozesse zu vereinfachen und Ehrenamtliche zu entlasten. Cloud-Lösungen ermöglichen es Vorstandsmitgliedern, flexibler zu arbeiten, besonders in ländlichen Regionen.
Darüber hinaus hat das Rheinhessische Salonorchester seine gesamte Verwaltung digitalisiert, was zu einer größeren Bekanntheit und erfolgreicher Mitgliederwerbung führte. Zukünftig plant der Verein, einen virtuellen Proberaum einzurichten, um Proben über Videokonferenzen zu ermöglichen.
Anhand dieser Beispiel sieht man, dass die Digitalisierung auch in Vereinen nicht stoppt. Die Technologie vereinfacht die Vereinsarbeit und ermöglicht auch neue Formen der Teilhabe. Die Studie „Vereinssterben in ländlichen Regionen – Digitalisierung als Chance“ des Projekts „Zivilgesellschaft in Zahlen“ (ZiviZ) hebt hervor, dass die Frage für Vereine auf dem Land nicht mehr „ob“, sondern „wie“ sie Digitalisierung für ihre Ziele nutzen und gestalten.
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